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Über das Fest

Das Sommerspektakel gibt es seit den frühen 80er Jahren. Es ist ein Stadtteilfest auf dem Wilhelmsplatz in der Heidelberger Weststadt, drei Tage lang, meist am letzten Juni-Wochenende. Menschen aus dem „Kulturfenster e. V.“ und der SPD-Weststadt, schon in den Vorjahren mit Straßen- und kleineren Stadtteilfesten aktiv, schlossen sich damals zu einer Arbeitsgemeinschaft Sommerspektakel zusammen, zu der später viele andere Gruppen und Einzelpersonen hinzustießen.
Der Start des Sommerspektakels fiel in eine Zeit, in der – gerade in der Weststadt – viel Willen zur eigenen Gestaltung des sozialen und beruflichen Umfelds vorhanden war. Das Sommerspektakel war zu Beginn ein Fest der Organisatoren für sich und ihre Freunde und Bekannten, und somit auch ein Gegenstück zum traditionellen „Weststadtfest“ in seiner damaligen Form mit Bierzelt und Blasmusik.

Von Anfang an kam Kindern bzw. dem Kinderprogramm ein besonderer Stellenwert zu.
Der Kinder-Mitmach-Circus Pico Pello und die Spielmobil-Projektgruppe des Kulturfensters hatten auf dem ersten Sommerspektakel ihre Premiere. Das emsige Wuseln der Kleinsten auf dem großen Sandhaufen, zu anfangs zusätzlich auch in einer „Badeanstalt“, das Ausstellen und Feilschen um Pfennige auf dem mittlerweile größten „selbst verwalteten“ Kinderflohmarkt in Heidelberg und die Begeisterung der größeren Kinder und Jugendlichen, die beim Eis- und Waffelstand, bei der Getränkerückgabe oder beim Spülmobil unbedingt mitmachen wollen – all das prägt die familiäre Atmosphäre des Mitmachfestes.
Das bunte Musik- und Kultur-Programm für die Großen beschränkt sich bewusst auf Gruppen aus dem Stadtteil oder der näheren Umgebung. Legendär ist das Stadtteilfrühstück am Sonntagmorgen, zu dem jeder etwas beiträgt und es an dem großen Buffet mit Hunderten teilt. (...)

 

Alle MitarbeiterInnen engagieren sich unentgeltlich für das Fest. Essen und Trinken müssen bezahlt werden; alle anderen Angebote sind kostenlos - auch die mit hohen Kosten verbundenen künstlerischen und musikalischen Darbietungen. Die (geringen) Gewinne werden – nach Absprache mit den beteiligten Gruppen und Einzelpersonen – für gemeinnützige und soziale Projekte gespendet. Insoweit ist das Sommerspektakel auch ein soziales und politisches Fest. Zudem haben viele Heidelberger Vereine, Gruppen und Initiativen sich und ihr Anliegen auf dem „Markt der Möglichkeiten“ vorstellen können. Ein Fest mit einer konkreten politischen Ausrichtung war das Sommerspektakel aber nie. Allein die politische und soziale Pluralität der Organisationen und Mitmacher hat dies verhindert. Und auch der Versuch der ersten Jahre, das Sommerspektakel mit besonderen kulturpolitischen Ansprüchen zu verbinden, hat sich nie durchgesetzt.
Naturgemäß wurde die Organisation im Laufe der Jahre etwas professioneller – auch wenn auch heute noch manche Pannen gibt. Das Einweggeschirr wurde zu Gunsten von Mehrweggeschirr und Spülmobilen verbannt. Ein großes Zirkuszelt macht das Kulturprogramm vom Wetter unabhängiger. (...)
Mittlerweile lockt das Stadtteilfest jedes Jahr Tausende von Besucher an. Dennoch ist es in der Hauptsache das Fest der jungen, alten und mittlerweile auch ganz alten Weststädter. Sie kennen sich oft seit Jahren nur vom Sehen – und sitzen nun am gleichen Tisch, schenken nebeneinander Getränke aus oder kaufen beim Kind des Nachbarn auf dem Flohmarkt. Viele Ehemalige suchen sich genau dieses Wochenende für den jährlichen Heidelberg-Besuch aus. So eng auf einem Platz versammelt, unter großen alten Kastanienbäumen lachend, der Musik lauschend oder schwätzend wird man die alten Bekannten und Freunde wohl nie wieder sehen – höchstens beim Sommerspektakel im nächsten Jahr.

Ulrich Höpfner,
basierend auf einem Artikel des Kulturfensters

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